
31/08/2025 0 Kommentare
Monatsspruch September
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Monatsspruch September
Gott ist unsere Zuversicht und unsere Stärke.
Psalm 46,2
Ja zur Ohnmacht
Psalm 46 ist ein spannungsreiches Mut-mach-Lied. Hier singen keine Sieger. Niemand, der sich stark und souverän fühlt. Hier singen Menschen, die Grund haben, sich zu fürchten. Die sich keine Illusionen machen, sondern wissen, dass ihre Sicherheit von allen Seiten bedroht wird. Sie singen – lesen wir in Vers 1 -„nach der Weise junger Frauen“. Vielleicht muss man an Mädchenstimmen denken.
Sie singen, obwohl sie Grund zur Angst haben. Der Psalm führt aus: Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Die bisher bekannte Welt geht unter: Kriege, politische Krisen und Naturkatastrophen. Berge versinken, der Meeresspiegel steigt, ungewohnt heftige Stürme bedrohen die Küsten. Politische Systeme verändern sich mit rasender Geschwindigkeit, Königreiche fallen, Herrscher werden gestürzt. Was gestern noch unveränderbar erschien, ist heute schon verschwunden.
Sie singen mitten in diesem Untergangschaos von der „Stadt Gottes“, die „fein lustig bleiben soll“, die „fest bleibt“ wie Martin Luther übersetzt. „Weil Gott bei ihr drinnen ist.“ So singen die Bedrohten einander Hoffnung zu: „Gott ist unsere Zuversicht und unsere Stärke.“
Sie singen. Und die unbequeme Frage muss gestellt werden: Sangen sie nicht vergeblich? Auch Jerusalem – die Stadt Gottes – ging später unter. Immer wieder. Wurde besetzt und zerstört. Ja, auch wieder erbaut – und ist immer noch da. Aber wieviele Menschen, die doch ihre Zuversicht auf Gott gesetzt hatten, standen schon vor den Trümmern ihrer Hoffnung und mussten mit der Frage sterben: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Psalm 46 ist ein spannungsreiches Mut-mach-Lied. Denn der Gott, der unsere Zuversicht und Stärke sein will – manche übersetzen auch Zuflucht – ist nicht einfach ein „lieber“ Gott, der das Leid von uns fernhält. Es ist komplexer: Gott, der uns Zuflucht und Stärke sein will, zerstört auch was uns Sicherheit gab. Gott – kann man sagen – stellt menschliche Methoden, Sicherheit zu erstreiten, radikal in Frage. Das ist nicht immer leicht auszuhalten.
Gottes Trost und die Begrenzung der menschlichen Macht und ihrer Symbole gehören zusammen. Gottes Friede führt Menschen in die Wehrlosigkeit, schlägt der Psalm vor: “Kommt her und schauet die Werke des Herrn, der auf Erden solch eine Zerstörung anrichtet, der den Kriegen ein Ende macht in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin.“
„Gott ist unsere Zuversicht und unsere Stärke“, wer das singt, sagt „Ja“ zur eigenen Ohnmacht. Sind wir dazu bereit?
Evamaria Bohle
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